Willst du dein Herz mir schenken
Willst du dein Herz mir schenken,
So fang es heimlich an,
Daß unser beider Denken
Niemand erraten kann.
Die Liebe muß bei beiden
Allzeit verschwiegen sein,
Drum schließ die größten Freuden
In deinem Herzen ein!
Behutsam sei und schweige
Und traue keiner Wand,
Lieb innerlich und zeige
Dich außen unbekannt:
Kein Argwohn mußt du geben,
Verstellung nötig ist,
Genug, daß du, mein Leben,
Der Treu versichert bist.
Begehre keine Blicke
Von meiner Liebe nicht.
Der Neid hat viele Tücke
Auf unsern Bund gericht.
Du mußt die Brust verschließen,
Halt deine Neigung ein,
Die Lust, die wir genießen,
Muß ein Geheimnis sein.
Zu frei sein, sich ergehen,
Hat oft Gefahr gebracht.
Man muß sich wohl verstehen,
Weil ein falsch Auge wacht.
Du mußt den Spruch bedenken,
Den ich vorher getan:
Willst du dein Herz mir schenken,
So fang es heimlich an.
Wenn ich ein Vöglein wär
Wenn ich ein Vöglein wär,
Und auch zwei Flügel hätt
Flög ich zu dir.
Weils aber nicht kann sein,
Bleib ich allhier.
Bin ich gleich weit von dir,
Bin ich doch im Traum bei dir
Und red mit dir;
Wenn ich erwachen tu,
Bin ich allein.
Es vergeht kein Stund in der Nacht,
Da nicht mein Herz erwacht
Und an dich denkt,
Daß du mir vieltausendmal,
Dein Herz geschenkt.
O Liebe, kehre meinem Herzen,
Das so verwaist zu brechen droht!
Kehr ihm mit allen deinen Schmerzen,
All deiner Qual, all deiner Not!
Nach deinen heißen Tränengüssen
Seht mein zu trockenes Auge sich.
Denn besser ists, die Ruhe missen,
Als Ruhe fühlen ohne dich.
Neue Liebe, neues Leben
Herz, mein Herz, was soll das geben?
Was bedränget dich so sehr?
Welch ein fremdes , neues Leben!
Ich erkenn dich nicht mehr.
Weg ist alles was du liebtest,
Weg, warum du dich betrübtest,
Weg dein Fleiß und deine Ruh -
Ach, wie kamst du nur dazu!
Fesselt dich die Jugendblüte,
Diese liebliche Gestalt,
Dieser Blick voll Treu und Güte
Mit unendlicher Gewalt?
Will ich rasch mich ihr entziehen,
Mich ermannen, ihr entfliehen,
Führet mich im Augenblick,
Ach, mein Weg zu ihr zurück.
Und an diesem Zauberfädchen,
Das sich nicht zerreißen läßt,
Hält das liebe lose Mädchen
Mich so wider Willen fest;
Muß in ihrem Zauberkreise
Leben nun auf ihre Weise.
Die Veränderung, ach, wie groß!
Liebe! Liebe! Laß mich los!
Die schöne Nacht
Nun verlass' ich die Hütte,
Meiner Liebsten Aufenthalt,
Wandle mit verhülltem Schritte
Durch den öden, finstern Wald:
Luna bricht durch Busch und Eichen,
Zephir meldet ihren Lauf,
Und die Birken streun mit Neigen
Ihr den süssten Weihrauch auf.
Wie ergötz' ich mich im Kühlen
Dieser schönen Sommernacht!
O wie still ist hier zu Fülen,
Was die Seele glücklich macht!
Lässt sich kaum die Wonne fassen;
Und doch wollt' ich, Himmel, dir
Tausend solcher Nächte lassen,
Gäb' mein Mädchen eine mir.
Lied
Die Liebe hat gelogen,
Die Sorge lastet schwer,
Betrogen, ach, betrogen
Hat alles mich umher!
Es rinnen heiße Tropfen
Die Wange stets herab,
Laß ab, laß ab zu klopfen,
Laß ab, mein Herz, laß ab!
DIE LORE-LEY
Ich weiß nicht, was soll es bedeuten,
Daß ich so traurig bin;
Ein Märchen aus alten Zeiten,
Das kommt mir nicht aus dem Sinn.
Die Luft ist kühl, und es dunkelt,
Und ruhig fließt der Rhein;
Der Gipfel des Berges funkelt
In Abendsonnenschein.
Die schönste Jungfrau sitzet
Dort oben wunderbar,
Ihr goldenes Geschmeide blitzet,
Sie kämmt ihr goldenes Haar.
Sie kämmt es mit goldenem Kamme
Und singt ein Lied dabei;
Das hat eine wundersame,
Gewaltige Melodei.
Den Schiffer im kleinen Schiffe
Ergreift es mit wildem Weh;
Er schaut nicht die Felsenriffe,
Er schaut nur hinauf in die Höh'.
Ich glaube, die Wellen verschlingen
Am Ende Schiffer und Kahn;
Und das hat mit ihrem Singen
Die Lore-Ley getan.
Liebe und Frühling
1.Dein Auge hat mein Aug erschlossen,
Du sahst mich an, da ward es Tag;
Mit Licht und Farbe war umflossen,
Was einst im Graun der Nächte lag.
Zur Freude bin ich auserkoren,
Ich träum in liebtrunkner Ruh;
Ich lächle gar, in Lust verloren,
Der dunklen Zukunft heiter zu.
Und mir gehört das Nah`und Ferne,
Mir mehr, als singen kann mein Lied:
Wer zählt noch da die goldnen Sterne,
Wenn er den ganzen Himmel sieht.
2.Wie sich die Rebenranken schwingen
In der linden Lüfte Hauch,
Wie sich weiße Winden Schlingen
Luftig um den Rosenstrauch.
Also schmiegen sich und ranken
Frühlingsselig, still und mild
Meine Tag- und Nachtgedanken
Um ein trautes liebes Bild.
3.Ich muß hinaus, ich muß zu dir,
Ich muß es selbst dir sagen:
Du bist mein Frühling, du nur mir
In diesen lichten Tagen.
Ich will die Rosen nicht mehr sehn,
Nicht mehr die grünen Matten;
Ich will nicht mehr zu Walde gehen
Nach Duft und Klang und Schatten.
Ich will nicht mehr der Lüfte Zug,
Nicht mehr der Wellen Rauschen,
Ich will nicht mehr der Vögel Flug
Und ihrem Liede lauschen -
Ich will hinaus, ich will zu dir,
Ich will es selbst dir sagen:
Du bist mein Frühling, du nur mir
In diesen lichten Tagen!
Die Beiden
Sie trug den Becher in der Hand
- Ihr Kinn und Mund glich seinem Rand -,
So leicht und sicher war ihr Gang,
Kein Tropfen aus dem Becher sprang.
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